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Stillleben Menschen Städte Natur
Stillleben Menschen Städte Natur

Die Opernsängerin Fanny Cleve,
1931, 92 x 73 cm, Öl/Lwd

Ein Zitat aus Cortinths Lehrbuch „Das Erlernen der Malerei“ führt zu den Ursprüngen von Karl Walthers Anschauungen zurück. Corinth bestand auf absoluter Ähnlichkeit, denn nur sie gestattet „die Unmittelbarkeit des Ausdrucks, das Lebendige der Auffassung, das jeden Beschauer ergreift. Die Möglichkeit, alle Charaktereigenschaften, und somit die Ähnlichkeit der Person, die gemalt werden soll zu gewinnen, wird wahrscheinlicher, je bekannter man mit ihr ist. Deshalb wir ein längerer Verkehr, bevor man zu malen beginnt, notwendig sein. Nur so wird die Arbeit zu einem Portrait; im anderen Falle, wo das Modell dem Maler unbekannt ist, höchstens zu einer gut gemalten Studie.“ Am besten, so Corinth weiter, schaffen man Bilder von sich selbst oder von Familienangehörigen – eine Aufforderung, der Walther immer wieder gefolgt ist.

Bildhauer Prof. Hartmann,
Leipzig, 1934, 130 x 97 cm, Öl/Lwd

All seine Bildnisse hat Walther durch sich an das Wesentliche herantastende Bleistiftzeichnungen vorbereitet. In ihnen vergewisserte er sich seines Gegenübers. Mit sanften, immer wieder abbrechenden Strichen fängt er die Form ein. Energischer, dichter wird der Duktus, wenn es um Festlegung der Helligkeiten und des Dunkels geht. Unterstützung finden die Angaben zu Licht und Schatten in energisch, breiten Schraffuren und gewischten Grautönen. Bei der Umsetzung auf die Leinwand wird die in der Zeichnung festgelegte Komposition exakt beibehalten. Nun tritt Farbe hinzu. Oft agieren die Darstellten in einem neutralen Raum was den Blick auf die Person konzentriert. Häufig erkennt man an wie zufällig am Boden

Dame in Rot, 1930, Aquarell

stehenden Bildern, dass sich die Porträtierten im Atelier des Künstlers eingefunden hatten. „Sprechende“ Attribute sind selten; Ein Arzt posiert in seiner weißen Arbeitskleidung, ein Cellist hat sein Instrument 194 bei sich, der befrackte Tenor steht neben einem Flügel. Den meisten jedoch genügen ihre charakteristischen Züge, unbefangen und selbstbewusst stehen oder sitzen dem Maler gegenüber, in sich ruhend, gelegentlich rauchend oder – wie der Oberlehrer Daumann – mit der seinem Stande angemessenen rhetorischen Geste. 199.

Mariannchen im roten Kleid,
1930, 61 x 38 cm, Öl/Lwd

Von besonderem Interesse sind die großformatigen Familienbildnisse, etwa „Nach dem Essen“ 172 oder das Bild von den Eltern 173: Rechts sitzt die Mutter, die Lektüre der „Abendpost“ hat sie unterbrochen, da der Vater herbei tritt, um ihr eine Notiz oder eine Postkarte vorzulesen. Eine Szene aus dem Alltag, die nicht gestellt, sondern ganz natürlich wirkt. Kein „offizielles Doppelportrait“, vielmehr eine persönliche Sicht, eine „hommage“ an die Eltern. Wie sein großes Vorbild Rembrandt hat sich Karl Walther zeit seines Lebens mit der eigenen Physiognomie auseinandergesetzt. Aus der Frühzeit kennen wir verwegene Selbstbildnisse 219, die ihn unbefangen, sicher und unerschütterlich zeigen. Hier ist er der derbe, manchmal etwas ungehobelte und gleichzeitig doch höchst sensible Mann aus einfachen Kreisen, als der er in den Erinnerungen von Zeitzeugen aufscheint. 203. In den späteren Arbeiten, etwa dem in den Besitz der Städtischen Galerie Würzburg gelangten Bild, trifft der Beschauer auf eine Künstlerpersönlichkeit, die sich selbst prüfend, doch mit dem Bewusstsein der Könnerschaft konterfeit hat. Auf klassische Attribute wie Pinsel und Palette hat er dabei verzichtete.

Bildnis Luis Trenker,
1966, 65 x 54 cm, Öl/Lwd

Die „Dame mit Hut“ 181, ein nahezu lebensgroßes Bildnis einer Unbekannten im großstädtischen Habitus der Zwanziger Jahre. Gemahnt stark an die Kunst Edouard Manets. Max Liebermanns Einfluss steht hinter dem Portrait des Kabarettisten Woldemar Sacks 180, der lässig mit der Zigarette in der Linken auf einem Sessel sitzend, am Maler vorbei aus dem Bild blickt. Die Züge sprechen für einen wachen, hellen Geist, die Haltung für Selbstbewusstsein. Mit einem Bildnis dieses Mannes war Walther auf einer Ausstellung im Carnegie-Institute in Pittsburgh vertreten. Walther geht stets nah an sein Modell heran, vermeidet allzu große Distanz, und verleiht damit seinen Portraits etwas sehr Unmittelbares.





















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